PHILOSOPHIE
Holzbau Büchle
Maulbronner Str. 11
75248 Ölbronn-Dürrn
Tel. 07043/ 951415
Mo-Fr 8:00-18:00 Uhr
Das Zimmererhandwerk ist mehr als nur das Errichten von tragenden Holzkonstruktionen oder das Herstellen
von Dachstühlen. Es wird, so wie jedes Handwerk mit dem richtigen Gespür für die Materie und dem
Zusammenspiel von Geist und Geschick zur Handwerkskunst.
So nimmt das gestaltete Objekt plötzlich die Atmosphäre eines Kunstwerkes ein. Das Besondere hierbei ist jedoch
die Vielfalt der Künste in diesem Objekt. So kann eine gute Zimmererarbeit so schön wie ein Gemälde, so
plastisch wie eine Skulptur, so melodisch wie ein Musikstück und hin und wieder so duftend wie ein gutes
Parfum werden. Vorausgesetzt der Zimmerer besitzt die Fähigkeit, das Holz zu verstehen, dessen Stärken zu
erkennen und lässt ihm die richtige Aufmerksamkeit zukommen. Er muss den Geist des Handwerks spüren und
entdecken wollen. Nur dann kann auch ein langlebiges und gleichzeitig ästhetisches Ergebnis zustande kommen,
Doch anders als bei allen anderen Künsten ist die Zimmererarbeit nicht zeitlos. Sie verändert
sich und vor allem Ihr Erscheinungsbild. Ist das dafür verwendete Holz anfänglich noch hell und
makellos so durchlebt es mit der Zeit einen Prozess des Alterns. Wie der Körper eines Menschen
bekommt auch die Gestalt eines Hauses Falten, Narben und Buckel. Doch gerade das macht uns
individuell, es zeigt, dass wir was erlebt haben, dass wir was zu erzählen haben. So manches
altes Haus hat schon einiges erlebt, und wenn wir richtig hinhören und genau schauen, dann
erzählt es uns die spannendsten Geschichten. Aber dafür gebührt sich auch der Respekt vor dem
Alter. Und hier trennt sich der Beruf eines gewöhnlichen Zimmermanns von dem eines berufenen
Restaurators. Er versucht nicht aus einem alten Haus durch modernste Konstruktionstechniken
und Verbindungsmittel wieder ein jung aussehendes Haus herzustellen. Vielmehr versucht er so
wenig zu verändern wie möglich. Sein Ziel ist es eher das Haus durch altbewährte Maßnahmen in
seinem Charakter zu unterstützen. Verglichen mit einem älteren Menschen, gibt man ihm lieber
einen klassischen Gehstock und eine Brille statt Schmerztabletten, Antiagingcremes und virtuelle
Assistenten, welche die Arbeit übernehmen sollen.
Aber nicht nur das Haus erzählt eine Geschichte, auch das Holz zeigt uns sein bisheriges Leben und lässt auf eine gewisse Zukunft schauen. So erkennt ein guter
Zimmerer die Zusammenhänge von früher Jugend und dem jetzigem Aussehen.
Das Leben jedes Holzes und dessen spätere Berufung beginnen im Wald, als Sprössling und entwickeln sich über Jahre zu einem Stamm hinauf. In dieser Zeit prägen
ihn gute Zeiten genauso wie schlechte und geben ihm sein individuelles Aussehen, sie bestimmen seinen Wertegang. Dieser Weg des Schicksals hört mit der Fällung
nicht auf. Des Weiteren folgen die richtigen Schnitte, die richtige Trocknung, die richtige Bearbeitung, die richtige Befestigung und der richtige Einbau für das gefällte
Holz. Erst wenn all die Schritte fachgerecht ausgeführt wurden bleiben der Charakter und die Geschichte des Baumes auch im Holz erhalten und seine Funktion ist
bestmöglichst ausgefüllt.
Für den Beruf des Zimmerers braucht man heute nicht mehr viel. Die Technik hat auch hier großen Einfluss und um heute ein Haus aufzuschlagen benötigt es im
Grunde neben etwas Muskelkraft nur noch technisches Verständnis. Im Computer gezeichnet und die Datei an die Abbundanlage geschickt werden in kürzester Zeit die
Hölzer gerichtet und der Zimmermann draußen muss nur noch eins mit dem anderen verbinden. Fertig. Hierbei spielt das bisherige Leben eines Baumes keine Rolle
mehr. Hier ist Holz halt Holz und ihm werden seine Aufgaben zugeteilt ohne jegliche Rücksicht.
Für die Berufung des Zimmerers braucht man hingegen viel mehr. Neben einem
hervorragendem Vorstellungsvermögen, guten Rechenkenntnissen,
Materialverständnis und dem handwerklichen Geschick ist vor allem die
Sympathie für den Werkstoff Holz von großer Bedeutung. Man geht behutsam mit
ihm um, erkennt seine Lebendigkeit, sein Potenzial und fördert seine Stärken. So
kann ein einfaches Stück Holz mit etwas Kreativität schlussendlich den
individuellen Wert eines großartigen Kunstwerks einnehmen.
Wenn man das Auge am Ende über seine Arbeit schweifen lässt und das
Zusammenspiel von Ästhetik, Funktion und Bauweise einem ein Lächeln in das
Gesicht zaubert, dann weiß man, dass man alles richtig gemacht hat. Man spürt
das wärmende Gefühl eines Kunstwerks und die innere Zufriedenheit über dessen
Funktion. Aus purem Handwerk und dem richtigen Gespür wird eine bildende
Erfahrung und damit die höchste Handwerkskunst. Es ist die Sehnsucht nach
Erfüllung, die Angst vor der Entfremdung des Lebendigen und die Freunde an
einer handwerklichen Umsetzung, die mich stets vorantreibt. Die mich zum
bemühten Handwerkskünstler macht.
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DIE KUNST IM HANDWERK